das Mental Migration Manifesto

der immer gleiche text in der aktuellen version…  januar 2016

 seite 1.1.4

I

Und dann war irgendwann Krieg,

und alle nannten es immer noch Frieden.

So geb ich mich nach 10 Jahren weitgehender Abstinenz mal wieder der Stadt hin, und merke wie sie mich einsaugt. Das Assimilationsvermögen der urbanen Matrix ist enorm. Die Möglichkeiten des freien Spiels sind so lecker wie lähmend. Die energetischen Fesseln der Konsumgesellschaft sind so unsichtbar wie das Meer im Bauch eines Mega-Kreuzers auf ruhigem Ozean. In unseren bunten Biotopen im Grosstadtdschungel lässt es sich wunderbar experimentieren, und um so wunderbarer vergessen, dass wir auf einem Schiff sind. Der zunehmende Seegang lässt sich noch immer relativ einfach als individueller Schwindel interpretieren, und der Kampf gegen denselben und für die Biotope, bedarf der vollen Aufmerksamkeit.

Doch, glaubt ihr, wir haben einen reservierten Platz auf den Rettungsbooten der MS Matrix? selbst wenn dem so wäre, mir graut es ob der Zustände, die dort herrschen werden. So steht es für mich ausser Frage, dass ich mein Boot selber bauen werde. Immer mehr Menschen starten nun. Die Klüngelbildung spricht Bände. Wenn ich diese Dynamik so betrachte, muss ich immer wieder an Michael Schanzes ‚1,2oder3‘ denken: alle Welt hält Ausschau nach den entscheidenen Köpfen, um es ihnen gleich zu tun. Doch..

Nur aus seiner eigenen Art heraus, aus keiner fremden kann sich der Strebende vollenden. Wer die Stufe des Gefährten erfasst und seine fahren lässt, diese und jene wird durch ihn nicht verwirklicht werden.“ (Martin Buber, Baalschem)

Da die zu bauenden Schiffe leider nicht rein materieller Struktur sind, können wir sie leider nicht schöpfen, wenn nicht ein jeder sich aus seiner eigenen Art heraus verwirklicht. Die Wirbelsäule eines organischen Raumschiffes, mit dem wir in Autonomie von der MS Matrix die Ozeane des deregulierten Planeten durchstreifen können, ist eine Kultur, die auf der entfalteten Vielfalt der ‚Gemeinschaft der Ein(z)igen‚ beruht. Das entfaltete Selbst (nicht die Selbstprojektion) der Ein(z)igen ist der Stoff, aus dem sich die benötigten Raumschiffe manifestieren und speisen.

Der Einzige schaut Gott* und umschlingt ihn. Der Einzige erlöst die gefallenen Welten. […] Denn je einziger einer in Wahrheit ist, desto mehr kann er den Anderen geben, und desto mehr will er ihnen geben. […] Denn schaffen ist geschaffen werden: das Göttliche bewegt und bewältigt uns.“

(Martin Buber, Baalschem)

*) „Gott ist die Übereinstimmung von Begriff und Realität“ (Hegel)

Die individuelle Entwicklung im Sinne des Ein(z)igen ist die Grundlage für die Hingabe an die gemeinschaftliche Schöpfung in Harmonie. Solange die Pläne von den Wenigen für die Vielen gemacht werden, ist das Boot nicht tragfähig. Genau da befindet sich die Hürde, über die uns das Leben gerade zu springen auffordert. Der Mutationssprung. Von der alten sozialen Struktur aus dem tierischen Erbe, der Hierarchie, hin zum kollektiven Bewusstsein der gelebten Einzigartigkeit jedes Einzelnen. Der Fokus auf die materielle Welt, selbst mit seinen vielfältigen feineren Bereichen an den Schnittmengen zu den weniger greifbaren Welten, lässt uns diese Egalität (Ebenbürtigkeit der Einzelnen) nicht erkennen.

Der bis zur Unkenntlichkeit integrierte Ausschluss alles Unfunktionellen und der ausgeblendete energetische Diebstahl auf der MS Matrix, macht es uns in der beschleunigten Vollbeschäftigung weitgehend unmöglich, uns als die entfalteten Ein(z)igen in jene Formation zu tanzen, welche das tragfähige Raumschiff ausmacht.

Wie immer bewirtet uns die MS Matrix mit einem geschmacklich präzisen, energetisch allerdings phasenverschobenen Substitut. Ein Sammelsurium von survivalist-Szenarien bevölkert die lähmend Medienlandschaft. ‚Gestopft‘ mit medialem Überlebenskampf-FastFood, während wir auf geistiger Ebene nach Überlebensstrategien dürsten.

Einer der zentralen Stolpersteine in dieser Hinsicht, ist – gerade in der modernen Lebensweise der Urbanität – die reset-feindliche Beschleunigung. Wie ein Computer, braucht der menschliche Geist den regelmässigen reset, um die updates ins System zu integrieren. Das Analogon der liebsten Schöpfung der Moderne kommt nicht von ungefähr. Menschliche Schöpfung in Materie muss den Gesetzen entsprechen, sonst würde sie nicht funktionieren. Ein jeder kennt den reset. Wenn nicht freiwillig, ‚legt‘ uns spätestens der Körper. Die moderne Kultur ist (im Interesse der Wahrung des Status Duo) darauf angelegt, das resetn, sprich das lernen, zu verhindern.

Um lebendige Schiffe zu bauen, sind wir darauf angewiesen, nicht der Dynamik der Trennung, sondern der des Lebens zu folgen. Jede urbane Bequemlichkeit impliziert eine abstrakte energetische Lüge, einen ‚vergessenen Posten‘ in der Rechnung schöpferischer Tätigkeit. Das ist das Geheimnis der Matrix. Mensch schöpft Realität. Mit dem aus Mutter Erde gesaugten ‚energetischen Turbo‘, ermöglicht uns die Matrix das moderne Sein, der Preis dafür ist allerdings enorm. Unsere Realitätsschöpfung baut im Fundament auf diesem Diebstahl auf, und ist somit an die MS Matrix gekettet und daher im mutativen Sinne unfruchtbar.

In jeglicher Hinsicht ist somit der eingeschränkte Konsum kein Verzicht, sondern eine Befreiung. Weiter noch: die ‚energetische Abstinenz‘ ist grundlegend für die Erkenntnis der schöpferischen Existenz im integralen Sinne. Die (im Sinne der Nachhaltigkeit) ‚gefälschte Bilanz‘ der Schöpfung des Einzelnen in der Matrix, verhindert die Erkenntnis des schöpferischen Potentials und der schöpferischen Autonomie in all-einen mind.

Dies ist nur ein Beispiel, für die enorme Bedeutung, die es für meine Entwicklung hat, welche Lebensumstände ich wähle. Je grösser die Unabhängigkeit von den dominanten Kulturströmen, desto organischer das Eintauchen in den Urstrom des Lebens.

culture is not your friend.“ (Terrence McKenna)

So komm ich zurück zum culture-quest.

unanimous MMP1

II

In jedem Ringe des Menschendaseins überhaupt, gibt es immer eine Stunde, wo erst einem, dann vielen, dann allen der mächtigste Gedanke auftaucht, der von der ewigen Wiederkunft aller Dinge. […] Die Sonne der Erkenntnis steht wieder einmal im Mittag: Und geringelt liegt die Schlange der Ewigkeit in ihrem Lichte -; es ist e u r e Zeit, ihr Mittagsbrüder!“

Noch kämpfen wir Schritt um Schritt mit dem Riesen Zufall, und über der ganzen Menschheit waltete bisher noch der Unsinn, der Ohne-Sinn.

Euer Geist und eure Tugend diene dem Sinn der Erde, meine Brüder: und aller Dinge Werth werde neu von euch gesetzt! Darum sollt ihr Kämpfende sein! Darum sollt ihr Schaffende sein!

Wissend reinigt sich der Leib; mit Wissen versuchend erhöht er sich; dem Erkennenden heiligen sich alle Triebe; dem Erhöhten wird die Seele fröhlich.

Arzt, hilf dir selber: so hilfst du auch deinem Kranken noch. Das sei seine beste Hülfe, dass er Den mit Augen sehe, der sich selber heil macht.

Tausend Pfade giebt es, die nie noch gegangen sind; tausend Gesundheiten und verborgene Eilande des Lebens. Unerschöpft und unentdeckt ist immer noch Mensch und Menschen-Erde.

Wachet und horcht, ihr Einsamen! Von der Zukunft her kommen Winde mit heimlichem Flügelschlagen; und an feine Ohren ergeht gute Botschaft.

Ihr Einsamen von heute, ihr Ausscheidenden, ihr sollt einst ein Volk sein: aus euch, die ihr euch selber auswähltet, soll ein auserwähltes Volk erwachsen: – und aus ihm der Übermensch.

Wahrlich, eine Stätte der Genesung soll noch die Erde werden! Und schon liegt ein neuer Geruch um sie, ein Heil bringender, – und eine neue Hoffnung!“

 

Dämmert es nun, fast anderthalb Jahrhunderte nach Schöpfung dieses Bildes?

Zumindest dämmert es wohl immer mehr Menschen, dass wir uns als Schöpferkinder des toten Gottes nicht aus der Verantwortung ziehen können. Verantwortung übernehmen heisst Handeln. Doch was heisst Handeln, auf einer Ebene, wo selbst Worte zu fest scheinen?

Offensichtlicherweise hat unsere Kultur einen systemimmanenten Fehler, der an der Diskrepanz zwischen ’soll‘ (humanistisches Weltbild) und ‚ist‘ (‚Zustand der Welt‘) offensichtlich wird. Einig sind wir uns entwicklungstheoretisch auch weitgehend, dass die Überwindung des Problems nicht aus dem ‚mindset‘ kommen kann, der das Problem geschaffen hat.

Unstrittig ist es inzwischen wohl auch, dass die mögliche Lösung mit der Haltung zum Spannungsfeld von Liebe und Angst zu tun hat. Wie ich mich verhalte, wenn die Angst ins Steuer greift – ob ich in der Lage bin, mich in Vertrauen aktiv der Liebe hinzugeben, oder dazu tendiere, in die Angst abzugleiten – ist in der aktuellen Situation oft kaum steuerbar. Was möglich ist, ist eine grundsätzlich hingebende Haltung im Alltag, und nur die kann letztendlich am Gleichgewicht zwischen Angst- und Liebes-Impulsen in meinem Agieren wirksam werden. Lediglich die maximale Präsenz, das kontinuierliche ‚Achtsam sein‘, bei den hunderttausend kleinen Entscheidungen im Alltag, ‚was da am Steuer sitzt‘, die Angst oder die Liebe, kann uns aus dem Tal der Angst auf die Höhe der Liebe führen. Wenngleich nur ich selbst mir diese Anstrengung wert sein kann, ist es äusserst förderlich, andere, in diesem Sinne ‚Strebende‘, um mich rum zu haben.

Niemand ist in der Lage, sich von dem massiven Programmierungssumpf unserer Kultur alleine zu befreien. Eine neue Lebensweise bzw. Kultur aus den Ruinen der überkommenen ‚Haus-Tier-Kultur‘ erstehen zu lassen, in sich dem Leben und der ‚Diversität in Harmonie‘ verbunden, ist ein gemeinschaftliches Unterfangen. Erst dann, wenn wir es gemeinsam anders tun, schöpfen wir uns neu.

Lediglich eine auf diesen Punkt konzentrierte Bewegung ist der Wandel. Will heissen, der ‚culture-quest‘ als der Gatherings-Grund. Jedwede andere, weniger umfassend gehaltene, gemeinsame Zielsetzung läuft Gefahr, die herkömmlichen strukturellen Fehler zu übernehmen. Hippies, Aussteiger, Landkomunitäten – noch immer scheitern fast alle an den selben sozialen Zwangsjacken. Sich im JA zur Entwicklung einer anderen sozialen Kultur einig zu sein, sich explizit unter der Flagge der Deprogrammierung zusammenzufinden, halte ich sowohl für grundlegend wie auch umfassend. Selbstüberwindung als das primäre ‚Gruppenziel‘ ist in anbetracht unserer kulturellen Verprogrammiertheit, alles was wir tun können. Und gerade die Konflikte, welche im kontrollverlustigen Vollkontakt aufkommen, sind die Wegweiser. Dieses Experiment muss praktisch in diversesten Tätigkeiten und Welten stattfinden, nur so können wir uns in unseren Qualitäten und Fähigkeiten als gleichwertig erkennen. Oft begegne ich der Einstellung, dass, ob des enormen Umfangs der Aufgabe, ein konkretes Ziel ‚von Nöten‘ sei – ich glaube genau das Gegenteil. Klar muss alle wirkliche Transformation angewandt sein, aber eben in so verschiedenen Umständen als möglich, sonst ist die Hierarchisierung kaum zu vermeiden. Das Sein lässt sich mit Zielen schwerlich ‚lernen‘.

 

Also…

emotionaler Vollkontakt in liebendem Kontrollverlust

adoleszente Welpen, permanent balgend, dann im Knäuel ruhend

sich in Liebe und Vertrauen ungebremst aufeinander ‚loslassend‘

‚grundsätzliche Grenzenlosigkeit‘ in den inneren Gärten im gemeinsamen Sein, im Interesse der Entwicklung der Fähigkeit zur eigenverantwortlich liebenden ‚Interimsabgrenzung‘

Deprogrammierung in Liebe und die daraus resultierende CoInspiration

die Überwindung der Schere im Kopf, im Interesse des Abstreifens der alten Haut

 

Ausser Frage steht, dass wir dafür eine bestimmte innere Haltung brauchen. Das JA zu dem was IST. All das kann nur auf frei-williger und bewusster Entscheidung basieren. Ohne das JA dazu, in Liebe und Vertrauen mein altes Persönlichkeitskonstrukt zu sterben, kann der Wandel sich nicht einstellen. Die alten Quellen sind voll von Bildern dazu, nicht umsonst nannte mensch es damals den Einweihungstod. Wichtig ist der ureigenste freie Wille zu diesem Tod. Diesen Abschitt des Weges geht jeder allein. Das ist Wille und nicht ’spirituelle Technik‘.

Vergiss Indien, den Tibet, und rufe weder Gott noch Allah oder Jesus Christus an. Das was du suchst, befindet sich genau dort, wo du dich gerade aufhältst. Lass deinen Blick nicht länger herumschweifen, sondern blicke in das Innerste deiner Selbst. Schärfe deine Wahrnehmungsfähigkeit,verfeinere deine Sinne, und dort, im Zentrum deines Seins befindest du dich selbst, befindet sich dein ICH, dein wirkliches Wesen, die Wahrheit hinter der Lüge, die unsterbliche Energie, die dem Staub Leben verleiht.“ (hermetistische Weisheit)

Und genau deshalb:

Wahrlich, ich rathe euch: geht fort von mir und wehrt euch gegen Zarathustra! Und besser noch: schämt euch seiner! Vielleicht betrog er euch.

Der Mensch der Erkenntnis muss nicht nur seine Feinde lieben, sondern auch seine Freunde hassen können.

Man vergilt einem Lehrer schlecht, wenn man immer nur der Schüler bleibt. Und warum wollt ihr nicht an meinem Kranze rupfen?

Ihr verehrt mich; aber wie, wenn eure Verehrung eines Tages umfällt? Hütet euch, dass euch nicht eine Bildsäule erschlage!

Ihr sagt, ihr glaubt an Zarathustra? Aber was liegt an Zarathustra! Ihr seid meine Gläubigen: aber was liegt an allen Gläubigen!

Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich. So thun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben.“ (Friedrich Nietzsche)

 

Es geht nicht darum, irgendjemanden zu überzeugen. Wer den Wandel als die einzige Konstante im Menschenleben liebend akzieptieren will, kann weder folgen, noch führen. Es geht um Weggefährten aus sich heraus, weil jeder auf dem Weg irgendwann an die Grenzen seines individuellen Experiments kommt, so leuchtend die Vision noch vor einem stehen mag. Das Mutterschiff einer integralen Kultur baut nur eine Gemeinschaft Ein(z)iger. Genug Kraft des Lichtes existiert in jedem Einzelnen, um in sich zur Quelle zu finden. Die Gemeinschaft der Findenden, welche sich zu diesem Abenteuer in Bescheidenheit und Hingabe zusammenfindet. Eigenverantwortlich im höchsten Sinne, ist sie auf dem Weg zum großen Mittag, irgendwo zwischen dem Tier und dem, was nun endlich einen neuen unbelasteten Namen finden darf. Keiner kann das allein. Einjede/r ist darin ebenbürtig, und ohne das Vertrauen darauf, welches nur aus der ureigensten Erfahrung gespeist werden kann, ist der Mut nicht aufzubringen, das Bekannte hinter sich zu lassen.

Die Liebe ist eine Entscheidung. Das Feuer der Liebe erweckt die Bereitschaft, mich in all meiner Begrenztheit und Angst im freiwilligen Feuer der Liebe selbst zu überwinden. Ich mich, du dich, wir uns…

Die Vision der Deprogrammierung, des Mental Migration Movement, ist die Hingabe an das Feuer in der Gewissheit um die Fruchtbarkeit der Asche. Wie könnten wir mehr als erahnen, was sich aus dieser Asche erheben wird?

 

 

Und das ist der grosse Mittag, da der Mensch auf der Mitte seiner Bahn steht zwischen Thier und Übermensch und seinen Weg zum Abende als seine höchste Hoffnung feiert: denn es ist der Weg zu einem neuen Morgen.

Alsda wird sich der Untergehende selber segnen, dass er ein Hinübergehender sei; und die Sonne seiner Erkenntniss wird ihm im Mittage stehn.

» Todt sind alle Götter: nun wollen wir, dass der Übermensch lebe.« – diess sei einst am grossen Mittage unser letzter Wille!“(Friedrich Nietzsche)

 

Für diesem Weg gibt es keinen Plan..

Doch gibt es etwas schönerers, als endlich an den Tooren zu diesem ‚letzten‘ Dschungel zu stehen?

Schöpferkinder..

Liebe und Licht!

Hasta siempre!

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